La Suisse à vélo
Über Hochtannbergpaß - Furkajoch - Albulapaß in das Inntal
6 Route de Grisons

Über Hochtannbergpaß - Furkajoch - Albulapaß in das Inntal
Andermatt–Basel–(Rotterdamm)
In Schaan, zwar noch in Liechtenstein, tauchen die ersten Schilder vom „Velo Land Schweiz" auf. Ich fahre am Rhein entlang und bin auf den vom Vorjahr her vertrauten Wegen ...
1. Tag - Samstag, 17.Juli
Abfahrt in Ottobrunn. Eine ganze Woche warte ich auf Wetterbesserung. Nun ist es so weit. Zwar ist die Luft feucht aber es ist endlich freundlich und auch wärmer. Im Laufe des Nachmittags kurve ich am Rande eines Gewitters herum.
Über den Isar - Radweg gelange ich in Bad Heilbrunn auf den „BoKö" (Bodensee - Königsee Radwander Weg). Auf der Isar bzw. hier auf dem Isar Kanal, herrscht Hochbetrieb. Floß reiht sich an Floß. Laut schallt die Musik und das Gelächter vieler ausge lassener, fröhlicher Menschen. Auf dem Bild (1) treiben sie bereits dem Höhepunkt der Reise zu: die Abfahrt über die Mühlthaler Floßrutsche, der größten ihrer Art in Europa, hinunter in das ursprüngliche Bett der Isar.
Mir steht auch ein besonderes Schmankerl bevor: Der Malerwinkel hinter Geretsried. Hoch über der hier völlig unverbauten Isar, bietet sich ein zum Verweilen einladender Ausblick (2 Die Isar im Malerwinkel). Ich lege nun eine dringend notwendige, ausgiebige Pause ein. Lang ausgestreckt liege ich auf einer Bank, genieße das mir dargebotene Bild und lasse nun den hektischen Tag vor der Abreise hinter mir.
Gut voran gekommen, lande ich am frühen Abend in Schlehdorf. Wie im Vorjahr auch, steige ich im Klosterbräu ab. So wie damals ärgere ich mich auch heuer am nächsten Morgen. Dieses mal akzeptierte man weder eine Kredit- noch eine EC - Karte. Zu meinem besonderen Ärger bekam ich auch keine ordentlich verbuchte Rechnung. Wäre ich doch im nächsten Hotel abgestiegen!
1. Tag - Station in Schlehdorf:
Radkarten: ADFC 26 bzw. ADFC Regionalkarte „München - Alpenvorland
Abfahrt in Ottobrunn. Eine ganze Woche warte ich auf Wetterbesserung. Nun ist es so weit. Zwar ist die Luft feucht aber es ist endlich freundlich und auch wärmer. Im Laufe des Nachmittags kurve ich am Rande eines Gewitters herum.
Über den Isar - Radweg gelange ich in Bad Heilbrunn auf den „BoKö" (Bodensee - Königsee Radwander Weg). Auf der Isar bzw. hier auf dem Isar Kanal, herrscht Hochbetrieb. Floß reiht sich an Floß. Laut schallt die Musik und das Gelächter vieler ausge lassener, fröhlicher Menschen. Auf dem Bild (1) treiben sie bereits dem Höhepunkt der Reise zu: die Abfahrt über die Mühlthaler Floßrutsche, der größten ihrer Art in Europa, hinunter in das ursprüngliche Bett der Isar.
Mir steht auch ein besonderes Schmankerl bevor: Der Malerwinkel hinter Geretsried. Hoch über der hier völlig unverbauten Isar, bietet sich ein zum Verweilen einladender Ausblick (2 Die Isar im Malerwinkel). Ich lege nun eine dringend notwendige, ausgiebige Pause ein. Lang ausgestreckt liege ich auf einer Bank, genieße das mir dargebotene Bild und lasse nun den hektischen Tag vor der Abreise hinter mir.
Gut voran gekommen, lande ich am frühen Abend in Schlehdorf. Wie im Vorjahr auch, steige ich im Klosterbräu ab. So wie damals ärgere ich mich auch heuer am nächsten Morgen. Dieses mal akzeptierte man weder eine Kredit- noch eine EC - Karte. Zu meinem besonderen Ärger bekam ich auch keine ordentlich verbuchte Rechnung. Wäre ich doch im nächsten Hotel abgestiegen!
1. Tag - Station in Schlehdorf:
cccccc">Distanz DST [km] | cccccc">86 |
cccccc">Maximale Geschwindigkeit MXS [km/h] | cccccc">53,2 |
cccccc">Mittlere Geschwindigkeit AVS [km/h] | cccccc">15,7 |
cccccc">Reine Fahrzeit TM [hh:mm:ss] | cccccc">05:27:07 |
Radkarten: ADFC 26 bzw. ADFC Regionalkarte „München - Alpenvorland
2. Tag - Sonntag 18.Juli
Sommerwetter aber deutlich wärmer und schwüler als am Vortag. Zunächst scheint das Wetter dennoch stabil. Zwischen Linderhof und Plansee und später dann in Reutte gerate ich aber in längere Regenschauer.
Zunächst folge ich dem mir aus dem Vorjahr bekannten, wirklich schönen „BoKö" Radwanderweg. In Eschenlohe biege ich ab in Richtung Oberau, dem Lauf der Loisach folgend. Der Weg war zumeist schattig. In Oberau überquere ich den Fluß und gönne mir einen Blick auf das Wettersteingebirge(3 Loisach und Wetterstein Gebirge). Nun gilt es den Weg nach Ettal zu finden, ohne die viel befahrene B 23 nutzen zu müssen. Ich hätte es besser bleiben lassen sollen...! Mit dieser Vorgabe geht es nur über die „Alte Kienberg Straße". Diese ist im Sinne des Wortes unbefestigt, gemeine 16% steil, etwa 5Km lang und für bepackte Radtouristen eigentlich nicht zu bewältigen (4Die nur locker geschüttete, 16% steile „Alte Kienbergstraße" ). Angesagt ist daher erschwertes Schieben, heute in praller Sonne. Den am Wegesrand aufgestellten Hinweistafeln entnehme ich, daß diese Straße weiland ein auf dem Handelsweg Venedig / Augsburg berüchtigtes Nadelöhr war. Zu lesen ist auch, daß sich die Fuhrleute bereits vor der Abreise in Venedig bei den Ankommenden über den Zustand dieser Straße zu erkundigten pflegten. Je nach Auskunft begannen sie sich zu fürchten oder auch nicht. Auch in späteren Jahrhunderten, als diese Straße wegen der Verlagerung der Europäischen Handelsmetropolen ihre internationale Bedeutung längst verloren hatte, blieb der Schrecken. Reisende aus München, welche das Kloster Ettal oder die Passionsspiele in Oberammergau besuchten und diese Straße per Kutsche bereisten, berichteten den daheim gebliebenen gar Schauerliches über „...eine Höllenfahrt....". Ein letzter tragischer Unfall geschah noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts, kurz vor dem Bau der neuen Trasse. Ein Steinmetz und sein Gehilfe wollten ein von König Ludwig II. gestiftetes Kruzifix den Berg hinauf transportieren. Das umstürzende Gefährt erschlug den Meister und machte den Gehilfen lebenslang zum Krüppel. (5 Die „Alte Kienbergstraße" hat ihren Schrecken bis in unsere Tage)
Die „Alte Kienberg Straße" mündet auf Paßhöhe in die B 23 (siehe Bild unten). Trotz dichten Verkehrs fühle ich mich wie erlöst. In Ettal angekom-men, mache ich bei einem herrlichen Bier Pause und erinnere mich gerne an einen wunderschönen Ausflug den ich als Jugendlicher, vor etwa 45 Jahren, mit meinem Vater selig dorthin unternommen hatte.
Weiter geht es nun nach Schloß Linderhof, abseits des Verkehres und auf gut ausgewiesen Radwanderwegen. Dort sind noch mehr Touristen als in Ettal und hier sind sie international. Die bunt gemischte Menge Menschen bevölkert Lokale, Eintrittskassen und Plätze. Auf Radtouristen, die ebenfalls das Schloß besichtigen wollen, ist man hier allerdings nicht eingerichtet, da man nirgends sein Gefährt und Gepäck unterstellen kann. Daher belasse ich es nur bei einer Betrachtung der sehr verschiedenen Besucher, darunter auffällig dicke. Auch ich lutsche, wie viele ein Steckerleis und bin guter Dinge.
Anschließend geht's auf einem Radweg bergauf zum Ammersattel nach Tirol und auf einer nicht stark befahrenen Straße hinunter zum Plansee und nach Reutte (gigantische Abfahrt !). Gerne hätte ich an diesem See etwas fotografiert. Aber der Himmel zieht sich zu und Regen kündigt sich an.
2.Tag - Station in Reutte
05:43:47Radkarte: ADFC 26 - Hotelempfehlung: „Das Beck" 05672 62522 (40.-EUR)- Restaurantempfehlung: Krone in Lechaschau 05672 62354.
Sommerwetter aber deutlich wärmer und schwüler als am Vortag. Zunächst scheint das Wetter dennoch stabil. Zwischen Linderhof und Plansee und später dann in Reutte gerate ich aber in längere Regenschauer.
Zunächst folge ich dem mir aus dem Vorjahr bekannten, wirklich schönen „BoKö" Radwanderweg. In Eschenlohe biege ich ab in Richtung Oberau, dem Lauf der Loisach folgend. Der Weg war zumeist schattig. In Oberau überquere ich den Fluß und gönne mir einen Blick auf das Wettersteingebirge(3 Loisach und Wetterstein Gebirge). Nun gilt es den Weg nach Ettal zu finden, ohne die viel befahrene B 23 nutzen zu müssen. Ich hätte es besser bleiben lassen sollen...! Mit dieser Vorgabe geht es nur über die „Alte Kienberg Straße". Diese ist im Sinne des Wortes unbefestigt, gemeine 16% steil, etwa 5Km lang und für bepackte Radtouristen eigentlich nicht zu bewältigen (4Die nur locker geschüttete, 16% steile „Alte Kienbergstraße" ). Angesagt ist daher erschwertes Schieben, heute in praller Sonne. Den am Wegesrand aufgestellten Hinweistafeln entnehme ich, daß diese Straße weiland ein auf dem Handelsweg Venedig / Augsburg berüchtigtes Nadelöhr war. Zu lesen ist auch, daß sich die Fuhrleute bereits vor der Abreise in Venedig bei den Ankommenden über den Zustand dieser Straße zu erkundigten pflegten. Je nach Auskunft begannen sie sich zu fürchten oder auch nicht. Auch in späteren Jahrhunderten, als diese Straße wegen der Verlagerung der Europäischen Handelsmetropolen ihre internationale Bedeutung längst verloren hatte, blieb der Schrecken. Reisende aus München, welche das Kloster Ettal oder die Passionsspiele in Oberammergau besuchten und diese Straße per Kutsche bereisten, berichteten den daheim gebliebenen gar Schauerliches über „...eine Höllenfahrt....". Ein letzter tragischer Unfall geschah noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts, kurz vor dem Bau der neuen Trasse. Ein Steinmetz und sein Gehilfe wollten ein von König Ludwig II. gestiftetes Kruzifix den Berg hinauf transportieren. Das umstürzende Gefährt erschlug den Meister und machte den Gehilfen lebenslang zum Krüppel. (5 Die „Alte Kienbergstraße" hat ihren Schrecken bis in unsere Tage)
Die „Alte Kienberg Straße" mündet auf Paßhöhe in die B 23 (siehe Bild unten). Trotz dichten Verkehrs fühle ich mich wie erlöst. In Ettal angekom-men, mache ich bei einem herrlichen Bier Pause und erinnere mich gerne an einen wunderschönen Ausflug den ich als Jugendlicher, vor etwa 45 Jahren, mit meinem Vater selig dorthin unternommen hatte.
Weiter geht es nun nach Schloß Linderhof, abseits des Verkehres und auf gut ausgewiesen Radwanderwegen. Dort sind noch mehr Touristen als in Ettal und hier sind sie international. Die bunt gemischte Menge Menschen bevölkert Lokale, Eintrittskassen und Plätze. Auf Radtouristen, die ebenfalls das Schloß besichtigen wollen, ist man hier allerdings nicht eingerichtet, da man nirgends sein Gefährt und Gepäck unterstellen kann. Daher belasse ich es nur bei einer Betrachtung der sehr verschiedenen Besucher, darunter auffällig dicke. Auch ich lutsche, wie viele ein Steckerleis und bin guter Dinge.
Anschließend geht's auf einem Radweg bergauf zum Ammersattel nach Tirol und auf einer nicht stark befahrenen Straße hinunter zum Plansee und nach Reutte (gigantische Abfahrt !). Gerne hätte ich an diesem See etwas fotografiert. Aber der Himmel zieht sich zu und Regen kündigt sich an.
2.Tag - Station in Reutte
cccccc">Distanz DST [km] | cccccc">75 |
cccccc">Maximale Geschwindigkeit MXS [km/h] | cccccc">61.2 |
cccccc">Mittlere Geschwindigkeit AVS [km/h] | cccccc">13 |
cccccc">Reine Fahrzeit TM [hh:mm:ss] | cccccc">05:43:47 |
05:43:47Radkarte: ADFC 26 - Hotelempfehlung: „Das Beck" 05672 62522 (40.-EUR)- Restaurantempfehlung: Krone in Lechaschau 05672 62354.
3. Tag -Sonntag 19.Juli
Meist bedeckter Himmel, angenehme Temperatur und trocken.
Bin nun im Lechtal und bis Steeg auf gleichnamigem Radwanderweg. Die Steigung 853 / 1130 NN verteilt sich moderat über annähernd 40 km. Auch hier ist man bestrebt, das Rückhaltevermögen eines Flusses zu mehren indem man der Ökologie gerechter wird. Wo noch möglich, wird dem Lech sein natürlicher Lauf zurück gegeben. Zuvor wurde auch der Oberlauf des Lechs, ausschließlich mittels Staustufen reguliert. (6Der heute wieder mäandernde Lech bei Weißenbach.)
Richtig beschaulich ist es bis Steeg, im Tal zwischen den Allgäuer- und Lechtaler Alpen. (7 Die Allgäuer Alpen vom Tiroler Lechtal aus gesehen.) Mal geht es hoch über dem Lech über Almwiesen , mal geht es in der Talsohle, entlang am Waldsaum. Aber ab Steeg war „Schluß mit lustig". Der bis dahin mustergültig geführte Radweg war zu Ende. Übrig bleibt die Staatsstraße 198 und die beginnt gleich mit einer ausgewiesenen Steigung von 16%. Nach einigen Kilometern wird es weniger steil, etwa 5%. Das anfängliche Stück, welches ich natürlich schiebe, läßt rasch so viel Höhe gewinnen, daß mir beim Überqueren der Burgstell - Brücke, zum Fluß hinunter blickend, entsetzlich schwindelig wird. Ich vermag nicht, in der Brückenmitte über die Brüstung hinweg, den Talgrund zu fotografieren. Deshalb gehe ich ganz vorsichtig zum Brückenanfang, wo ich mich dann deutlich mutiger fühle.(8 Auf der Burgstell Brücke hoch über dem Lech.) Noch vor Warth, vermutlich im Ort Gehren, treffe ich auf den Gasthof „Tyrol" . Angesichts der weiteren Strassenführung, die deutlich bergab weist, beschließe ich, doch etwas ermattet ,das heutige Ziel erreicht zu haben.
Den genannten Gasthof möchte ich gerade noch wegen des günstigen Preises empfehlen ( 26 EUR ). Warum besonders wählerisch, für eine Nacht sein?. Was soll es!
3. Tag - Station in Warth
Meist bedeckter Himmel, angenehme Temperatur und trocken.
Bin nun im Lechtal und bis Steeg auf gleichnamigem Radwanderweg. Die Steigung 853 / 1130 NN verteilt sich moderat über annähernd 40 km. Auch hier ist man bestrebt, das Rückhaltevermögen eines Flusses zu mehren indem man der Ökologie gerechter wird. Wo noch möglich, wird dem Lech sein natürlicher Lauf zurück gegeben. Zuvor wurde auch der Oberlauf des Lechs, ausschließlich mittels Staustufen reguliert. (6Der heute wieder mäandernde Lech bei Weißenbach.)
Richtig beschaulich ist es bis Steeg, im Tal zwischen den Allgäuer- und Lechtaler Alpen. (7 Die Allgäuer Alpen vom Tiroler Lechtal aus gesehen.) Mal geht es hoch über dem Lech über Almwiesen , mal geht es in der Talsohle, entlang am Waldsaum. Aber ab Steeg war „Schluß mit lustig". Der bis dahin mustergültig geführte Radweg war zu Ende. Übrig bleibt die Staatsstraße 198 und die beginnt gleich mit einer ausgewiesenen Steigung von 16%. Nach einigen Kilometern wird es weniger steil, etwa 5%. Das anfängliche Stück, welches ich natürlich schiebe, läßt rasch so viel Höhe gewinnen, daß mir beim Überqueren der Burgstell - Brücke, zum Fluß hinunter blickend, entsetzlich schwindelig wird. Ich vermag nicht, in der Brückenmitte über die Brüstung hinweg, den Talgrund zu fotografieren. Deshalb gehe ich ganz vorsichtig zum Brückenanfang, wo ich mich dann deutlich mutiger fühle.(8 Auf der Burgstell Brücke hoch über dem Lech.) Noch vor Warth, vermutlich im Ort Gehren, treffe ich auf den Gasthof „Tyrol" . Angesichts der weiteren Strassenführung, die deutlich bergab weist, beschließe ich, doch etwas ermattet ,das heutige Ziel erreicht zu haben.
Den genannten Gasthof möchte ich gerade noch wegen des günstigen Preises empfehlen ( 26 EUR ). Warum besonders wählerisch, für eine Nacht sein?. Was soll es!
3. Tag - Station in Warth
cccccc">Distanz DST [km] | cccccc">70 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
cccccc">Maximale Geschwindigkeit MXS [km/h] | cccccc">33 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
cccccc">Mittlere Geschwindigkeit AVS [km/h] |
cccccc">12.5
4. Tag - Dienstag 20.Juli
Sehr warm ist es und dabei auch schwül. Erst als ich weiter an Höhe gewinne, wird es frisch. Genau so wie gestern, gab´s zur Kühlung eine Brise in den Rücken wo eine von vorne noch angebrachter gewesen wäre. Zum eigentlichen Ort Warth geht´s nach einer kurzen Abfahrt gehörig aufwärts. Zum Hochtannbergpaß natürlich ebenso. Über 4,5 km ca. 5% Steigung. Allerdings schiebe ich nur in den zwei Tunnels und das auch nur, weil mich die zunehmend mehr werdenden, lärmenden Motorrad-fahrer fürchterlich nerven. Insgesamt betrachtet ist der Verkehr dennoch ein erträglicher.(9 Hinauf zum Hochtannberpaß) Die 5,5 km lange Abfahrt vom Hochtannbergpaß (NN 1675) nach Schröcken (NN1270) ist ein heißes Ding (> 7%). Wegen der sehr engen Kurven kann ich es nicht gerade laufen lassen. Vielmehr bremse ich , manchmal sogar sehr heftig. Bin richtig froh, daß ich da nicht rauf muß sondern runter darf. Erfreulich geht es auch zunächst weiter. Das Gefälle von Schröcken nach Schoppenau und Au beträgt über 10 km ebenfalls etwa 4%. Schoppenau und all die Gebirgsdörfer hier gefallen mir wegen der schlichten Bauweise ihrer Häuser und wegen des aufgelockerten Ortsbildes. Im Gegensatz zu meiner näheren oberbayerischen Heimat, wo oft mit viel Geld bäuerliches Bauen, Haus an Haus protzig nachempfunden wird, „jodelt" hier keine Fassade, kein Balkon, kein Fensterladen. Ähnlich wie ich es im Allgäu aber auch im Harz schon gesehen habe, sind hier die Fassaden mittels kleiner, braunfarbenen Holzschindeln fein strukturiert. Die wenig auffalenden Balkone und Fensterläden sind schlicht und ursprünglich. In Au (NN 790) angelangt, war ich vom Hochtannbergpaß (NN1675) nicht ganz 900 Höhenmeter hinunter gefahren, mehr als ich tags zuvor von Reutte aus aufwärts fuhr. Schon jetzt wird mir gewiß, daß mir die 1000 Höhenmeter hinauf auf das Furkajoch (NN 1760) für heute zu viel werden. Kurz hinter Au bereits wähne ich mich dann auch über 10km lang, der prallen Sonne ausgesetzt, mehr auf einer Wander- statt auf einer Radtour. Der einzige schwache Trost ist, daß die Strasse eine befestigte ist, nicht so wie die am Kienberg, und der Verkehr sich sehr in Grenzen hält. In Damüls angekommen, finde ich, es sei genug der Plage. Ich will nur noch unter die Dusche, einen gemütlichen Abend und deftiges Essen. Immerhin habe ich etwa 2/3 der Höhe bis zum Furkajoch schon geschafft. (10 Damüls - Blick zurück am Abend) 4.Tag - Station in Damüls
Karten: „bikeline" Radkarte Vorarlberg oder „Schweiz Touristische Velokarte" (Veloland CH) Pensionsempfehlung: Lucia Tel. 05510 2280 - Halbpension 36.- EUR
5.Tag - Mittwoch 21.Juli
Bis zum Furkajoch ist der Himmel fast vollständig bedeckt. Je weiter ich nach Westen fahre, um so freundlicher wird es. Ab Feldkirch ist es sommerlich schön. Von Damüls aus ist nur der Anfang am Ortsende sehr steil. Danach ist es für mich fahrbar. Auf dem Furkajoch ist etwas Autoausflugtourismus. Die Leute, sehr verständlich, wollen den herrlichen Ausblick genießen. Ich komme mir, einmal mehr, mit meinem Radl recht exotisch vor. Trödel etwas herum und mach ein paar Aufnahmen (11 Rückblick vom Furkajoch auf meinen Weg und auf Damüls) . Vor mir liegt eine 20 km lange Abfahrt ins Laternser Tal. Die ersten 10 km beträgt der Höhenunterschied etwa 700 m. Bei den zweiten 10 km, bis Rankweil, sind es noch einmal 500m. Um den Wortschatz meiner sieben jährigen Enkelin Natalie zu gebrauchen: es war einfach geil! (12 Blick vom Furkajoch ins Laternser Tal) mit meiner StreckeGerade heilfroh bin ich über meine Fahrtrichtung von Ost nach West. Müßte ich da hinauf fahren, wo ich nun hinunter brause, der Gedanke allein...! Im Nachhinein und genau besehen, war aber mein Aufstieg an den beiden Vortagen von vergleichbarer Qualität. Noch andere Gedanken gehen mir bei der Abfahrt durch den Kopf : wenn ich nun in Damüls etwas vergessen und liegen gelassen hätte... Aber ich kenne diese beklemmenden Gedanken inzwischen. Vielleicht erziehen diese mich eines Tages zu mehr Umsicht. Gemessen an meiner geringen heutigen Fahrleistung mach ich in dem anheimelnd wirkenden Feldkirch eine überlange Pause. In einem der vielen Straßen Cafes sitzend, lese ich ausgiebig Zeitung, schau den Leuten zu und laß´ es mir gut gehen. In Schaan, zwar noch in Liechtenstein, tauchen die ersten Schilder vom „Velo Land Schweiz" auf. Ich fahre am Rhein entlang und bin auf den vom Vorjahr her vertrauten Wegen. Mein Ziel für heute: Die Weinberge in Graubünden. Konkreter: Weil im letzten Jahr daran vorbei gefahren, will ich heuer in der „Weinstube Alter Torkel" zu Jenins einen Dämmerschoppen zu mir nehmen und, wenn möglich, auch dort übernachten. (13 Vorbildliche Wegeinformation im „Veloland Schweiz" - hier in Maienfeld) In Maienfeld angelangt, kann ich mit Hilfe meines Handies und meines Reiseführers „Velo Land Schweiz -Route 2" Erkundigungen einholen. Mit Übernachten ist aber im „Alten Torkel" nichts. „Dächten viele", wie die nette Dame mir am Telefon sagt. Im Reiseführer sehe ich dann auch: eine Angabe der Betten fehlt. Dann halt nach Malans, Landgasthaus Krone, wo im letzten Jahr leider Militär einquartiert war und ich deshalb kein Zimmer mehr bekam. Heuer hat man dort aber Betriebsurlaub. Auch gut denke ich, so bleib´ ich am Ort. Im Hotel Hirschen klappt es auf Anhieb. Der Hotelier , interessiert zu wissen wie ich auf sein Haus gekommen sei, ist erstaunt, im Reiseführe verzeichnet zu sein und räumte mir spontan einen Rabatt ein. (14 War ich nicht der einzige Radler, ob nur ich Waschtag hatte?) 5.Tag - Station in Maienfeld D
Karten: wie am Vortag und „Reiseführer Veloland Schweiz" Route 2 Hotel /Restaurantempfehlung: Langgasthof Hotel Hirschen 081 302 66 46
6.Tag 22.Juli
Der „Planet" gibt heut bislang sein Bestes und ich bin ihm häufig ausgesetzt. Um so angenehmer die wenigen Schattenpassagen. Bin mir gewiß, mir steht bereits in der Anlaufstrecke zum Albula Paß einiges an Steigungen bevor. Vielleicht vertrödel ich deshalb in Chur gut eineinhalb Stunden auf der Suche nach meiner gewohnten Tageszeitung und beim Sitzen in einem netten, außenbewirtschafteten Straßenrestaurant . Andererseits will ich aber auch noch voran kommen.(15 Erdbeerpflücker in sonnengeschützten Rollwagerln sitzend) Um nur bis nach Thusis zu gelangen, hab ich schon kräftig gekeucht und viel geschoben. Etwas Kurzweil bereitet mir die Unterhaltung mit einer netten Dame mittleren Alters. Sie ist unterwegs um im Wald „Roten Hollunder" zu pflücken (keine Ahnung was das ist...). Sie mache daraus ganz köstliche Marmelade, müsse aber beim Pflücken höllisch auf Schlangen aufpassen...! Na viel Vergnügen dabei denk ich mir. ( 16 Rückblick noch weit vor Thusis aber über „deutliche" Steigungen hinweg) Letztlich erst gegen 16°° in Thusis angekommen, gerate ich in einen Entscheidungsnotstand. Einerseits wäre es eine gute Zeit um Quartier zu machen, müßte aber andererseits vom Wege abbiegen. Ein Wink oder glückliche Fügung? Das von mir angerufene Velo Hotel „Weißes Kreuz" hat wohl inzwischen eine andere Telefonnummer als die auf meiner Karte verzeichnete. Zudem sehe ich den ersten Wegweiser nach St.Moritz - 57km und bin animiert , weiter zu fahren. Das ist letztlich mein Glück. Habe damit die Etappe des nächsten Tages entscheidend, auf eine für mich machbare Länge gekürzt. Mich bringt auch nicht mehr der Hinweis: „Tiefencastel 12km - Bahnverladung empfohlen" von der Entscheidung ab, so berechtigt der Hinweis auch ist. Zwei für Radfahrer entnervende Tunnels wären Grund genug, dieser Empfehlung zu folgen, ganz zu schweigen von der steilen Strecke. Hinter Solis an einem Stausee angelangt, von staunenden Bustouristen beäugt, denke ich zunächst, angesichts des Radfahrerabzweiges, das Schlimmste geschafft zu haben. Ist aber ein Irrtum. Hinauf nach Alvaschein NN 1004m geht es. Sind noch einmal um die 100 Höhenmeter auf einer Strecke von etwa 2 km. Bin, bayerisch gesagt, angefressen und schiebe weil´s mir angenehmer ist als in praller Sonne da hinauf zu „kurbeln". Nicht zuletzt genieße ich so einen wunderschönen Ausblick. (17 Auf dem Weg nach Alvaschein schau ich auf den gemachten Weg) Dort angekommen, entdecke ich gleich rechts ein nettes, uriges Hotel und möchte sofort einchecken. Geht aber leider nicht, da die Zimmer des Hauses derzeit renoviert werden. Allerdings hat der freundliche Wirt eine Lösung. In Tiefencastel besitzt die Familie ein weiteres Hotel. Mit dem Velo den Berg hinunter, ist nur 10min, sagt er! Meiner Bitte, dort in seinem Hotel „Rätia" gleich zu reservieren entspricht er. Gut 150 Höhenmeter ,zuvor mühsam erkämpft, geht es in brausender Fahrt wieder hinunter. Gedauert hat es dann deutlich länger als nur 10min. Empfan-gen haben mich dort eine reizende, tüchtige Wirtin und ihre bildhübsche Tochter. Vorgefunden habe ich ein nettes Zimmer . Abends esse ich , wie ich meine, die besten Röstis der Welt . Dazu trinke ich einige wunderbare „Kübel" Bier und schönen Malanser Wein gönne ich mir auch noch. Bin sehr zufrieden mit mir und der Welt ! 6.Tag - Station in Tiefencastel
Karten: Reiseführer Veloland Route 2 (6) - Schweiz Touristische Velokarte (Veloland CH) Restaurant /Hotelempfehlung: Hotel Rätia Tel./Fax 081 68111-62 / -53
7.Tag 23.Juli
Beim Losfahren sieht es zunächst nach „Radler waschen" aus. Das Wetter wird aber zunehmend besser, wird schließlich direkt schön und leider auch recht warm. Ein Blick in die Karte genügt mir: komme ich heute über den Albula, so habe ich über eine Strecke von etwa 25 km fast 1500 Höhenmeter vor mir. Die mittlere Steigung liegt somit bei 6%. Ich weiß, 5% schaffe ich noch ganz gut . Hier wird die Steigung zwischendurch aber beträchtlich darüber liegen. Heute gebe ich es mir also voll!Bis Bergün sind es dann auch >5% . Für die 15 km bis dahin benötige ich glatte 2 1/2 Stunden. (18 Surava: Das Norddeutsche „Tschüss" erobert nicht nur Bayern) Angekommen und mit mir nachsichtig, lege ich in einem schattigen Wirtsgarten eine ausgedehnte Mittagspause ein. Angesichts des netten Ortes, spiele mit dem Gedanken, bereits hier die Tagesetappe zu beenden. Es bleibt aber bei einem Gedankenspiel.(19 Bergün - wäre gerne über Nacht geblieben) Wieder gut erholt, will ich weiter und hinauf zum Albula Paß und auf der anderen Seite wieder hinunter. Auch angesichts der steilen Ortsausfahrt Ich verwerfe den Entschluß nicht mehr und bin auch nicht sonderlich darüber überrascht, daß es die 5 km bis Preda so steil weiter geht. Komme auch erst nach mehr als zwei Stunden dort an. Aber 1000 Höhenmeter sind schon geschafft. Zugegeben: Die letzten Kilometer haben nicht mehr viel mit Fahren gemeinsam. Es ist vielmehr ein schweres Schieben. Gerne gebe ich auch zu, die vielen Sportradler um ihre optimale Gangschaltung zu beneiden. ...... Es erwächst darum bei mir die Vorstellung, mein Tourenrad demnächst dahingehend umbauen zu lassen. Bei all der Plackerei genieße ich nicht nur die herrlichen Ausblicke, sondern bewundere die geniale Trassenführung der Rhätischen Bahn. Lange begleitet diese mich, mal mehr mal weniger entfernt. Die Genialität dieser Ingenieurleistung begreift man, so man die Fahrt eines Zuges mit den Augen verfolgt. Man muß wissen: Diese Bergbahn ist keine Zahn-radbahn und das maximale Steigvermögen liegt bei 7%. Das Gebirge bezwingt sie nur mittels Brücken, Tunnels, Serpentinen und anderer Ingenieurbauten. (20 Wie die Rhätische den Berg bezwingt . hier drei Schleifen) Noch mehr beeindruckt bin ich von ihr nahe Punt Ota. Hier schraubt sich die Rhätische in einer Spirale regelrecht den Berg hinauf. Beeindruckt bin ich auch von einer jungen Familie die ich hinter Preda treffe. Mit ihren sieben und neun Jahre alten Buben sind sie am Morgen mit ihren Rädern in Thusis los gefahren und ohne Bahnverladung bereits hier angelangt. Sicherlich sind alle geschafft, aber mutlos sind sie keineswegs. Vielleicht hilft ihnen der Blick auf den bereits sichtbaren Albula Paß? (21Der Albula in Sicht) Zum Befahren einer solchen Bergstrecke und mit meinem Gepäck und meiner Übersetzung: Oft ist Fahren nur noch mit einer Geschwindigkeit von 4 km/h, nahe dem Umkippen möglich. Man gerät ins Schlingern und ist weit davon entfernt, die Spur zu halten. Zieht man dann einsichtig das oft bequemere und fast gleich schnelle Schieben vor, so dient es der Sicherheit.( 22 Nur wer viel schiebt, kann auch viel schauen) Hilfreich ist es, hat man sich am Gepäckträger mittels Gurt eine „Ziehvorrichtung" geschaffen. Das Radl ist so entschieden leichter zu befördern als über die Lenkstange. Kann und will man aber nach einer gewissen Zeit wieder auf den Drahtesel aufsitzen so ist es wichtig, von der Seite her eine regelrechte Anlaufstrecke zu finden. Andernfalls mangelt es an Schwung. Diese beinahe gymnastischen Übungen gelingen aber nur ohne Gefahr, wenn wirklich nur geringer Kfz Verkehr herrscht. Mein Glück: die Strecke auf den Albula Paß wird nur von wenigen Autos benützt.(23 Am späten Nachmittag schaffe ich endlich den Albula Paß) Quartiersuche: Bereits auf dem Albula kann ich, wieder, dank meines Hotelverzeichnisses im Routenführer „VelolandSchweiz" , ein Hotel, hier das Hotel Krone, anrufen. Leider ist das voll belegt. Netterweise verweist man mich auf das gegenüber liegende Hotel Albula.(24 Vom Albula Paß hinunter nach La Punt - Chamues - ch) In La Punt ,am Ende einer super guten Abfahrt vom Paß herab, treffe ich direkt da drauf. Leider will man mir nur ein Doppelzimmer für stolze 158 Sfr geben. Selbst wenn ich drei Tage bliebe würde sich der Preis nicht auf den eines EZ ermäßigen! Die Chefin ist nicht zu erweichen. Sie hofft, trotz des schon frühen Abends, halt noch auf eine DZ Vermietung. Aber Ich kann mich deshalb doch nicht paaren...! Immerhin gibt sie mir den Tip, es in einer Pension in Chamues - ch zu versuchen. Das tue ich und treffe eine nette Vermieterin mit einem freien, hübschen Zimmer für 50 Sfr incl. Frühstück (DZ!) und einmal Wäsche waschen. 7.Tag - Station in La Punt - Chamues -ch
Karte: Schweiz Touristische Velokarte (Veloland CH) Übernachtung: Familie a´ Porta c/o Chesa Cuntainta Tel.: 081 854 05 41
8.Tag 24.Juli
Nieseliges Regenwetter. Will den vorhergesagten 19° Lufttemperatur nicht richtig glauben. Aber die Vorhersage trifft zu. Das Wetter bleibt vormittags so schlecht wie es morgens angefangen hat und wird im Laufe des Tages noch schlechter. Über Stunden geht ein anhaltender Regen nieder....! Für mich ist Pause angesagt, und kein Radfahren. Mit der Rhätischen fahre ich nach St. Moritz. Wegen des Wetters ist nur eine flüchtige Ortsbesichtung möglich. Aber die reicht mir. Mein flüchtiger Eindruck: mondän , etwas schräg, vielleicht sogar irrwitzig.(25 St. Moritz im Regen) Zu sehen sind Menschen in nachmittäglicher Cocktail Garderobe und welche in Bergwandererkluft. Natürlich bevölkern auch jede Menge übliche Touristen den Ort. Hohe, klotzige Gebäude, schluchtähnliche Straßenzüge, ausschließlich exquisite Geschäfte und ebensolche Hotels und Restaurants, es ist schwer, alles in ein Gesamtbild zu fassen. Sitze zunächst im Cafe. Anfangs vertiefe ich mich dort in meine gewohnte Tageszeitung, die SZ. Später erstehe ich eine ausgezeichnete topografhische Landkarte 1:100 000 „Prätigau - Engadin". Nun weiß ich noch genauer, was hier an Landschaft um mich „herumsteht". Auf Nahrungssuche finde ich nur ein einziges Restaurant mit „bürgerlichem Anspruch" (ausgezeichnete, aber deftige Röstipizza!). Die Wettervorhersage ist günstig. Denke, daß ich morgen ganz gemütlich mit dem Velo zum Maloja Paß fahre.
9.Tag 25. Juli
Das Wetter ist , wie vorhergesagt, wieder freundlich und nicht zu warm. Den ganzen Tag geht bergwärts ein leichter Wind von Ost nach West. Ohne Gepäck geht es über St. Moritz in Richtung Maloja. Heut macht mir gleich anfangs mein Tachometer Probleme. Springt er beim Start noch pflichtgemäß an, so fällt er später immer wieder aus. Mit wechselndem Erfolg hantiere ich an ihm etwas herum. Rechenwerk ab, Rechenwerk wieder drauf, Schalter neu ausrichten usw. So unerklärlich wie er ausgefallen war, so springt er auch wieder an und funktioniert nach einiger Zeit wieder - durchgängig. (26 Der Silvaplana See) Über Samedan, östlich des Flugplatzes fahrend, erreiche ich wieder St. Moritz. Entlang der Olympia Bob Bahn fahrend komme ich zum Hotel Kulm. Schätze, daß dort noch nie ein Radtourist abgestiegen ist. Bergab rausche ich durch den Ort und bin überrascht, wie klein St. Moritz letztlich ist. St. Moritz Bad schreckt wegen des dichten Kfz Verkehrs etwas ab. Dahinter wird es aber für Radfahrer angenehmer. Für die Hinreise nach Maloja wähle ich eine Route die mehr durch Orte führt, vorbei an Silvaplana und durch Sils. Zurück geht es mehr durch die Landschaft, also südlich der Seen. Erstauntlich schnell und mühelos erreiche ich Maloja und den Maloja Paß. Dort angelangt, blicke ich schau-dernd in das dahinter liegende Val Bregaglia hinunter. Heilfroh bin ich, daß diese Bergauffahrt nicht in meinem Programm ist. (27 Vom Maloja Paß ins Val Bregaglia hinein geschaut.) Hier nun angelangt, gilt es, dem eigentlichen Leitgedanken meiner Reise nachzukommen, bis zur Quelle des Inns zu reisen. Mit dieser Etappe hätte ich, frühere Reisen bedenkend, dann den kompletten Inn in seiner ganzen Länge, von der Quelle bis zur Mündung mit dem Rad bereist. Manche Teilstrecken davon schon mehrmals. Dank meiner erstandenen topographischen Karte erkenne ich, daß die Innquelle uneinsehbar und für mich und mein Radl unerreichbar ist. Der Inn entspringt gut 1000 Meter oberhalb und westlich des Silser Sees am Fuße des Paß Lunghin. Aber imponierend ist, wie gut einige hundert Meter über der Talsohle, der noch junge Fluß in einem Wasserfall ungestüm aus der Wand springt. (28 Schwer erkennbar: in der linken Hälfte auf halber Höhe ist der Wasserfall des noch jungen Inns.) Wenig später fließt er als Bach durch den Park des „Palace Hotels" und dann hinein in den Silser See. Wissend, daß hier der wasserreichste Fluß Mitteleuropas seinen Weg findet, kann ich hier etwas vom Mysterium früherer Völker, das sich mit dem Lauf eines Flusses verbindet, empfinden. (29 Der hier noch sehr junge Jnn im Park des Palace Hotels) Mein Weg wird nun auch ursprünglich um nicht zu sagen unmöglich. Von dem guten Wegezustand am Südufer des Silser Sees verführt, wage ich es. Bis zu der Halbinsel Isola geht es noch ganz manierlich. Danach wird es aber ein reiner Fußweg, wo selbst MBK - Fahrer ihre Maschinen tragen. Ich verstehe völlig, warum mich einige von den vielen Wanderern verständnislos ansehen. Sorry, will mir halt mehr dieser herrlichen Landschaft, von der Dichter und Philosophen früherer Jahrzehnte schwärmten, reinziehen...! Die Mühe des Weges lohnt sich. Mir sind etliche herrliche Ausblicke vergönnt die ich, von der Nordseite des Silser Sees aus so nicht gehabt hätte. (30 Der Silser See nordöstlich von Isola) Was macht es da schon aus, daß ich mir, in Ungeschicklichkeit beim plötzlich notwendig werdenden Absteigen, das Nagelbett des rechten großen Zehs schmerzhaft blutig aufreiße? Was macht es angesichts großartiger Bergwelt schon aus, wenn ich mir dann, abgestiegen aber wieder plötzlich ausweichen müssend, das Velo mit dem Radständer auf das gerade frisch verbundene Körperteil stelle? (Antwort: das ganze herrliche Panorama kann mir für kurze Zeit gestohlen bleiben!) Nun habe ich die Seen von Sils und Silvaplana gesehen und die Ansichten genossen. Ob Friedrich Nietzsche oder Rainer Maria Rilke heute, angesichts unzähliger Spaziergänger und Wanderer, immer noch so entzückt wären wie zu ihrer Zeit? Hätte sie gestört, daß die Region zu einem bevorzugten Rückzugsgebiet vermögender Senioren geworden ist? (Mit meinen zweiundsechzig Lenzen, selbst im Seniorenalter, kann ich diese Frage unbefangen stellen). In meiner Planung ist noch Pontresina und der Bernina vorgesehen. Ich gestehe mir aber ein, daß ich dieses mal keinen weiteren Paß mehr fahren möchte. Vielleicht ist die Überfahrt ins Valtellina ein Ziel für das nächste Jahr? (31 Kirche und Turmruine in Celerina) 9.Tag -La Punt - Chamues -ch - Maloja - und zurück
Karte: Schweiz Touristische Velokarte (Veloland CH) - Topographische Landeskarte Prätigau - Engadin
10.Tag 26.Juli
Entgegen der Vorhersage bahnt sich beim Losfahren ein wirklich schöner, anfangs recht kühler Sommertag an. Zwischendurch kommen immer wieder regelrechte „Wärmeblasen" auf. Um 9°° ist Aufbruch. Habe das Gefühl, übermäßig Zeit gewonnen zu haben. Irgendwie fühle ich mich schon auf der Heimfahrt. Ich hänge zwar anfangs noch immer dem Gedanken nach, ob ich nicht doch noch einen Tag länger in Chamues-ch und bei der freundlichen Familie a´Porta hätte bleiben sollen um noch auf den Bernina Paß zu kommen. Zeit habe ich genügend. Aber meine letztgültige Entscheidung fiel am Vorabend. Da traf ich beim Abendessen im Hotel Albula einen Radtouristen aus Bremen (!), der über den Inn hinauf gekommen war und von erheblichen Steigungen im Unterengadin erzählte. Ich denke, daß ich mich richtig entschieden habe. Wer weiß, was mir da noch bevor steht. Geändert habe ich meine weitere geplante Tour aber dennoch. Nun will ich nicht mehr über Mittenwald zurück nach Ottobrunn. Ich möchte lieber den wenige Tage vor meiner Abfahrt in Ottobrunn eingeweihten Fernradwanderweg „Via Bavarica - Tyrolensis" ausprobieren. Dieser führt über den Achensee in die Heimat. Bis dort ist es noch etwas hin. Harmlos geht es los. Aber schon bald geht es ins Gebirg´. Über viele Auf- und Abfahrten geht mein Weg. Zunehmend mehr macht mir meine Gangschaltung Probleme. Der Berggang springt immer wieder raus und das mitten im Aufstieg. Vermutlich liegt es an der Kette, vielleicht ist das fragliche Ritzel auch ausgefahren. Vielleicht liegt es an beidem. Ich kann den Schaden auf dem Rest der Tour nicht mehr beheben, trotz allem Nachstellen an der Schaltung. Tröstlich ist, daß die Wegstrecke schön und abseits ist. In Zernez bin ich gegen Mittag und besichtige das sehr sehenswerte „Nationalpark Museum". Dort erstehe ich für meine Enkelin Natalie drollige Fingerpuppen-Mäuse. Bin anschließend gut erholt und komme über Susch bis Lavin ohne große Mühe. (32 Der Inn in Susch - weiß hier, daß mir bis Guarda noch Schlimmes bevorsteht) Bis dahin hab´ ich schon einiges an + / - Höhenmeter abgespult. Bin auch etwa 300 Höhenmeter weit herunter gekommen. Nun kommt es aber ganz dick. Es geht hinauf nach Guarda.(33 Der steile Weg nach Guarda) Dort angekommen, bin ich wieder genau so hoch über NN wie ich es am Morgen in Chamues-ch war, nämlich 1700 m und der Inn ist , so ich ihn überhaupt noch sehen kann, ganz weit unter mir. In Guarda überlege ich wiederum, ob ich über Nacht bleiben sollte. An der Zeit wäre es, wenn auch noch etwas früh. Es gibt genügend Hotels, der Ort ist heimelig. Die Gastronomie verführerisch. Der Ort strahlt gediegenen Tourismus aus. Nach Kaffe und einem Rieseneis verwerfe ich den Gedanken und stelle mir vor, in Scoul zu nächtigen. Zuvor auf den Weg nach Guarda , treffe ich auf einen Vater mit seinen drei zwischen etwa zehn bis vierzehn Jahre alten Töchtern. Sie kamen von Zernez. Die Kinder waren ganz fertig. Denke, es war denen zu viel geworden. Die wollen auch noch nach Scoul. Immerhin bekommen sie von ihrem etwas hilflos agierenden Vater in Guarda eine Eis - Pause ein-geräumt. Mein Weg geht 150 Höhenmeter hinunter nach Ardez, 200m hinauf nach Ftan und mittels einer schneidigen Abfahrt 350m wieder hinunter nach Scoul. Dort angekommen zücke ich mein bislang so bewährtes Hotelverzeichnis. Das Hotel Bellaval hat ein EZ zu 118 Sfr. Ganz schön teuer denk ich. Will gerade zusagen, da fällt mir, noch beim Telefonieren, ein „Hotel Garni „ ins Auge. Das ist bestimmt günstiger denk ich. Sag im Bellaval ab und fahr weiter den Berg hinab. Komme am Bellaval vorbei, komme auch zum besagten „Hotel Garni" und das hatte wegen Ruhetag geschlossen. Sauber denk´ ich, fahr weiter und verfahre mich glatt. Dabei bemerke ich schon früh, als ich in eine gesperrte Baustellenzufahrt einfahre, daß meine Richtung falsch sein könnte. Aber erst am Inn angelangt, auf einer auch für mich gesperrten Brückenbaustelle, erkenne ich anhand der Wegweiser, meinen Irrtum. Mit recht unfreundlichen Gedanken geht es wieder ein paar Km zurück und etwa 100m hinauf, aber nun auf einer regulären Straße. Den richtigen, gut beschilderten Weg der Route 6 finde ich dann auch noch. Um aber erneut ein Quartier zu suchen war ich zu schnell wieder draußen aus dem Ort. Ab ins Abenteuer, denk ich. (34 Ein Muntermacher Im Wald um Sent herum)In Höhe von Sent, aber auf der anderen Seite des Inns, komme ich an ein nettes Hotel. Der Wirt ist vor dem Haus auf einem Stuhl sitzend eingenickt. Ich wecke ihn, frag nach einem Zimmer. Leider war er voll belegt. Er kann mir nur noch ein Matratzenlager anbieten. So schlicht will ich meinen Körper nun auch nicht betten, zumal der Wirt mir beteuert, es kämen noch genügend Möglichkeiten „...und wenn Sie bis Österreich fahren müßten...!", fügt er noch an. Fälschlicher Weise glaube ich, sein Nachsatz sei ein Scherz. Aber ich finde auf meiner Inn - Seite nichts. Die Hotels waren wohl auf der anderen Seite des Flusses. Die Befürchtung, noch über 50 km bis nach Landeck in Tirol fahren zu müssen bewahrheitet sich, Gott sei Dank, aber nicht. Vom letzten Jahr weiß ich noch, daß Martinsbruck ein grös-serer Grenzübergang ist. Sicherlich gibt es da auch ein Hotel. Das gibt es dort auch, aber ein sehr schlichtes, das Haus Rezia, von einer alten Frau bewirtschaftet. Sie macht mir auch noch ein Nachtessen. Das war mein Glück, denn das einzige weitere Restaurant im Ort hat Ruhetag. Tröstliches: die Übernachtung, das Nachtessen, die zwei Kübel Bier und die zwei Gläser Wein kosten zusammen nur wenig mehr als 60 Sfr. (35 Wohl in Raschvella, Blick auf die „Engadiner Dolomitten") 10. Tag - Martina (Martinsbruck)
Karte: Karte: Schweiz Touristische Velokarte (Veloland CH) - Topographische Landeskarte Rätigau - Engadin
11.Tag 27.Juli
Kühl fängt der Tag an. Habe deshalb alles angezogen, was mir praktisch schien, sogar Handschuhe. Nach einer Stunde, so gegen 10°° kann ich diese zwar wieder ausziehen, aber kühl bleibt es noch lange. Am wolkenverhangenen Himmel zeigen sich zwischendurch, ganz verschämt, lediglich ein paar wenige blaue Löcher. Erst gegen Mittag wird es wieder wärmer. Am Abend ist es sommerlich. Grenzübergang nach Österreich. Im letzten Jahr war ich an gleicher Stelle. Daher finde ich dieses Jahr, gleich hinter dem Grenzübergang, den Inn - Radwanderweg schneller. Hab´ zwar den Österreichischen Grenzbeamten noch gefragt. Aber der weiß von keinem Radweg. „Er sei nicht von hier" sagt er. Anfangs ist mir noch alles gut bekannt. Aber in Pfunds wird mir alles fremd. Mir wird klar, daß ich mich mal wieder verfahren habe, wenn ich nun auf der Bundesstraße 315 gelandet bin. Zum Glück find ich kurz darauf meinen Weg wieder. In Landeck pausiere ich ausgiebig. Voll Schrecken habe ich vom letzten Jahr noch den Berg nach Karrösten hinauf in Erinnerung. In diesem Jahr will ich mir das nicht antun. In Imst verliere ich ohnehin und einmal mehr meinen Radwanderweg und fahre deshalb auf der Straße 171 an Karrösten vorbei direkt nach Karres. Dorthin wird es zwar auch ganz schön steil habe aber einen guten Einblick in den dort in einer engen Schlucht wild fließenden Inn. Erst in diesem Jahr erkenne ich die Enge dieses Talabschnittes. Mir wird klar, warum man die Radler , weg vom Verkehr, hoch hinauf über Karrösten führen muß. Ab Karres scheint mir der Radweg neu trassiert. Wunderbar fährt man entlang am Ufer des dort recht ungestümen Inns. Die nahe Autobahn stört fast nicht. Ohne besondere Eile treibe ich dahin und komme spätnachmittags nach Haiming. Hier gefällt es mir. Ich finde auch gleich ein einfaches Hotel. Da die Chefin nicht anwesend ist, vermietet mir das ausländische, mittelalterliche Stubenmädel, überaus freundlich und in einem lustigen Kauderwelsch, das Zimmer. Beleg gibt es keinen und Bares ist gefragt. 11.Tag -Haiming
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