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Alpine Bike
Scuol–Leysin
Zur Route
Alpine Bike – einmal von Ost nach West

Alpine Bike – einmal von Ost nach West

2018 hatte es mich plötzlich gepackt, ich kaufte ein Mountainbike und unterbreitete meinem Mann den Vorschlag, die Alpine Bike 1 zu versuchen. Im selben Moment verliess mich der Mut dann wieder, da schon über 50 Jahre alt und MTB-Neuling, aber nun hatte mein Mann Feuer gefangen …
… Wir begannen, das Abenteuer zu planen und legten auch bald los (individuell abgekürzt und erweitert).

Einige Abkürzungen haben wir uns vor allem dort erlaubt, wo die offizielle Route parallel einem Tal folgt, aber seitlich hochgeht, dann über dem Tal verläuft und wieder ins selbe Tal hinabführt. Viel faszinierender finden wir «echte» Pässe, wo man hinter dem Pass in ein anderes, neues Tal kommt.
Erster Teil: Oktober 2018

Tag 1 Scuol-Tschierv
Tag 2 Tschierv-Livigno
Tag 3 Livigno-St. Moritz

Im Oktober 2018 fuhren wir die ersten drei Etappen, die, das sei gleich verraten, mit zu den schönsten der ganzen Route gehören. Wir waren begeistert von den wunderbaren Wegen und Landschaften, dem unglaublichen Privileg, im Herbst durch das in allen Farbtönen leuchtende Engadin fahren zu dürfen. Der Aufstieg von Scuol zum Pass Costainas durch ein schönes Hochtal und die Abfahrt nach Tschierv wird mir der Landschaft wegen und als Start unserer grossen Tour ewig in Erinnerung bleiben.

Als Greenhorn war ich jedoch nach der ersten Etappe am Abend derart von Schmerzen an gewissen Körperteilen geplagt, dass es genau der wunderschönen zweiten Etappe nach Livigno am nächsten Tag bedurfte, um mich nicht verzweifeln zu lassen. Diese Strecke entschädigte für sämtliche Mühen: Nach dem langen Anstieg im herbstlichen Licht durch das herrliche Val Mora hinabzurollen und weiterzufahren über einen interessanten Singletrail, am italienischen Grenzstein vorbei, dann über einen weiteren Pass hinunter nach Livigno - unübertrefflich.

Am nächsten Tag musste jedoch leider die Reissleine gezogen werden, sprich, wir nahmen den Bus auf die Forcola di Livigno und fuhren und schoben von dort unsere Bikes auf dem Höhenweg zum Berninapass. Auf herrlichstem Trail ging es hinunter nach St. Moritz. Dass wir nicht noch einen Tag zusätzlich einlegen und einen Bike-Abstecher ins Puschlav machen konnten wegen meines Zustandes, tut mir heute noch leid. Wir werden dies nachholen.
Zweiter Teil: Sommer 2019

Tag 4 Maloja-Thusis
Tag 5 Thusis-Safiental

Die nächsten zwei Etappen starteten wir besser (aus)gerüstet. Ich hatte einen neuen Sattel gekauft, wir hatten das Gepäck optimiert und ich war mir mittlerweile auch meiner stabilen konditionellen Verfassung sicher. Wir begannen im Sommer 2019 am Malojapass, fuhren bei zweifelhaftem Wetter die grandiose Passstrasse hinab, begannen dann den Anstieg zum Septimerpass. Wir schoben die Bikes auf den Pass, was in der unglaublich schönen, herben Bergwelt nicht störte. Im Gegenteil: Mir geht es oft zu schnell auf zwei Rädern, wir haben entdeckt, dass es oft auch einmal guttut, zu gehen und die Umgebung in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Wir waren mutterseelenallein. Die Strecke vom Pass hinunter nach Savognin hinterliess uns einmal mehr staunend ob der Art und Weise, wie die Schweiz mit Strassen und Tunnels erschlossen ist.

Von Savognin nahmen wir den Zug nach Thusis, um am nächsten Tag den Heinzerberg und den Bischolpass in Angriff zu nehmen. Hinunter nach Safiental ging es auf schmalen, teils recht aufgeweichten Waldwegen. Leider stürzte ich kurz vor dem Ende dieser Etappe ins Unterholz und brach mir eine Rippe an, wie sich später herausstellte. Wir mussten heimreisen, anstatt die nächste Etappe noch zu fahren.
Dritter Teil: Herbst 2019

Tag 6 Safiental-Surcasti
Tag 7 Surcasti-Disentis
Tag 8 Disentis-Göschenen

Im Oktober 2019 begannen wir bei herrlichstem Herbstwetter wieder in Safien Platz, der Rippenknacks war verheilt und Geschichte. Am Turrahus legten wir eine erste Rast ein und genossen das wunderschöne Tal. Der Aufstieg zum Tomülpass erfolgte teils schiebend. Wir verstanden uns immer mehr als Bikepacker, so dass uns ein gelegentlicher Fuss- und Schiebemarsch eher willkommen war als störte. Die Abfahrt nach Vals im nachmittäglichen Herbstlicht, vorbei an einem Bach in einer kleinen Schlucht, konnte fast nicht mehr getoppt werden. Etwas weiter lag unser Übernachtungsort Surcasti – auch dies ein Volltreffer, wir nächtigten in einer herrlichen «Kammer» mit Ofen, wohl geborgen hinter dicken Mauern. Es faszinierte uns, dass wir nun doch schon einige Etappen gefahren waren und wir uns noch immer in rätoromanischem Sprachgebiet befanden. Als Deutsche komme ich, obwohl schon seit 25 Jahren in der Schweiz lebend, auf dieser Tour nicht aus dem Staunen heraus ob des bewundernswerten Gebildes namens «Schweiz», dies in jeder erdenklichen Hinsicht.

Die Region Val Lumnezia empfing uns am nächsten Morgen mit bloss 10 Grad, wir merkten, dass es Herbst war. Der Anstieg nach Lumbrein und weiter auf die Alp Nova liess uns die tiefen Temperaturen schnell vergessen, die Sonne wärmte und wir strampelten bergauf und rollten auf schönen Wegen wieder hinab. Ein weiterer Anstieg nach Disentis musste bei Gegenwind noch geschafft werden, dann gab es das verdiente Znacht und ein weiteres weiches Bett. Die Strecke von Disentis nach Andermatt kannten wir vor allem im Winterkleid, sie in den Herbstfarben erfahren und erleben zu dürfen, war wunderbar. Den Oberalppass über Milet und den Pass Tiarms zu erreichen, war sehr reizvoll. Wir fuhren noch bis Göschenen, hinaus aus dem rätoromanischen Sprachgebiet, und traten von dort die Heimfahrt mit dem Zug an, wiederum reich beschenkt mit drei tollen Etappen.
Vierter Teil: Sommer 2020

Tag 9 Wassen-Meiringen
Tag 10 Meiringen-Interlaken
Tag 11 Interlaken-Adelboden
Tag 12 Adelboden-Lenk
Tag 13 Lenk-Lauenen
Tag 14 Lauenen-Les Diablerets
Tag 15 Les Diablerets-Montreux

Sehr mutig und auch der wiederholten Anreisen etwas leid geworden, nahmen wir uns nun den Rest der Route gesamthaft vor, mit einem fest eingeplanten Ruhe- und Wellnesstag in Adelboden, ein Geschenk unserer Söhne. Die Lust, eigene Varianten auszutüfteln, hatte im Laufe der Tour zugenommen und mein Mann dachte sich drei ganz neue «Alpine-Bike-Nr.1»-Strecken ab der Lenk aus, so dass wir unser eigenes «Tourenende» kreierten. Der Sustenpass bei hochsommerlicher Hitze war hart, zweifelsohne, und dazu noch eine «Strassenetappe». Wir hielten uns nämlich an die Passstrasse, da uns die offizielle Route auf dem Saumweg unter den Umständen deutlich schwieriger vorkam. Oben angekommen, eröffnete sich bereits das grosse Alpenkino der hohen Berge und der leider erschreckend geschrumpften Gletscher. Trotz der hochsommerlichen Temperaturen war die Luft in dieser Höhe frisch und man wusste, dass sich die Mühe gelohnt hat und immer lohnen wird. Am nächsten Tag erklommen wir die Grosse Scheidegg von Meiringen aus. Diesen Pass aus eigener Kraft geschafft zu haben, machte mich ziemlich stolz, und oben sank ich so ermattet auf meinen Rucksack, dass ich eine Kuh nicht bemerkte, die mir ziemlich nahekam und an mir schnupperte, bis ich erschrocken auffuhr. Kühe ganz nah, Postautos auf dem Pass, glückliche Bikerinnen und Rennvelöler überall, Wetterhorn und Eiger bestaunend – was für ein herrliches Erlebnis. Damit nicht genug, fuhren wir noch die Panoramastrecke in Richtung First, um das ganze grossartige Rund noch einmal, vor der steilen Abfahrt nach Grindelwald, zu bewundern. Dann zog es uns zu unserem Hotel in einem Vorort von Interlaken, gleich an dem arg in sein Bett gezwängten Fluss Lütschinen. Der nächste Tag hielt eine weitere «Strassenetappe» nach Adelboden bereit, wohin wir ohne die «Umwege» der eigentlichen Route fuhren und leider von einem Gewitter überrascht wurden. Den folgenden Ruhetag genossen wir ausgiebig bei etwas Minigolf, in der Sauna und im Sprudelbad. Leider verhiess das Wetter nichts Gutes für die Fortsetzung unserer Tour. Wir waren jedoch so weit wiederhergestellt, dass wir das kleine Zeitfenster ohne Regen am nächsten Tag wahrnahmen und schnell über das Hahnenmoos an die Lenk sausten. Der danach folgende Tag war wiederum ein Regentag und bescherte uns damit weitere Erholung.

Umso motivierter starteten wir in Lenk auf unsere letzten drei Etappen, es wurde uns schon fast feierlich zumute, das Ende schien plötzlich absehbar. Endlich befanden wir uns wieder in der Bergwelt, sprich, fuhren raus aus den Dörfern, und überwanden wie im Rausch einen Pass nach dem anderen, pendelten von einem lieblichen Berner Oberländer Tal ins nächste und genossen die herrliche Aussicht. Der Weg von der Lenk nach Lauenen bot ausserdem eine sehenswerte geologische Besonderheit, eindrückliche Karstlöcher beim Trütlisbergpass. Von Lauenen führte uns die Strecke über Lauenensee und Chrine nach Gsteig, von dort über den Col du Pillon nach Les Diablerets und damit über eine weitere Sprachgrenze. Ab Les Diablerets war es nicht mehr zu leugnen: Da hinten, hinter der nächsten Bergkette, war keine weitere mehr auszumachen, also musste dort der Genfersee liegen. Wir machten es uns jedoch nicht zu einfach: Von Les Diablerets fuhren wir über den Col des Mosses zum Stausee Lac de l’Hongrin und von dort weiter talwärts, um dann noch den Col de Jaman zu erklimmen, unterhalb der Rochers de Naye gelegen. Wir waren echt ergriffen, von dort oben schliesslich den Genfersee zu erblicken. Vom Pass fuhren wir noch ein Stück in Richtung Col de Soladier, bevor wir nach Montreux hinabsausten, wo sogar mein Bruder mit Familie auf uns wartete. Überglücklich beendeten wir unsere sagenhafte Tour mit einem Bad im Genfersee.
2018 hatte es mich plötzlich gepackt, ich kaufte ein Mountainbike und unterbreitete meinem Mann den Vorschlag, die Alpine Bike 1 zu versuchen. Im selben Moment verliess mich der Mut dann wieder, da schon über 50 Jahre alt und MTB-Neuling, aber nun hatte mein Mann Feuer gefangen …
… Wir begannen, das Abenteuer zu planen und legten auch bald los (individuell abgekürzt und erweitert).

Einige Abkürzungen haben wir uns vor allem dort erlaubt, wo die offizielle Route parallel einem Tal folgt, aber seitlich hochgeht, dann über dem Tal verläuft und wieder ins selbe Tal hinabführt. Viel faszinierender finden wir «echte» Pässe, wo man hinter dem Pass in ein anderes, neues Tal kommt.
Erster Teil: Oktober 2018

Tag 1 Scuol-Tschierv
Tag 2 Tschierv-Livigno
Tag 3 Livigno-St. Moritz

Im Oktober 2018 fuhren wir die ersten drei Etappen, die, das sei gleich verraten, mit zu den schönsten der ganzen Route gehören. Wir waren begeistert von den wunderbaren Wegen und Landschaften, dem unglaublichen Privileg, im Herbst durch das in allen Farbtönen leuchtende Engadin fahren zu dürfen. Der Aufstieg von Scuol zum Pass Costainas durch ein schönes Hochtal und die Abfahrt nach Tschierv wird mir der Landschaft wegen und als Start unserer grossen Tour ewig in Erinnerung bleiben.

Als Greenhorn war ich jedoch nach der ersten Etappe am Abend derart von Schmerzen an gewissen Körperteilen geplagt, dass es genau der wunderschönen zweiten Etappe nach Livigno am nächsten Tag bedurfte, um mich nicht verzweifeln zu lassen. Diese Strecke entschädigte für sämtliche Mühen: Nach dem langen Anstieg im herbstlichen Licht durch das herrliche Val Mora hinabzurollen und weiterzufahren über einen interessanten Singletrail, am italienischen Grenzstein vorbei, dann über einen weiteren Pass hinunter nach Livigno - unübertrefflich.

Am nächsten Tag musste jedoch leider die Reissleine gezogen werden, sprich, wir nahmen den Bus auf die Forcola di Livigno und fuhren und schoben von dort unsere Bikes auf dem Höhenweg zum Berninapass. Auf herrlichstem Trail ging es hinunter nach St. Moritz. Dass wir nicht noch einen Tag zusätzlich einlegen und einen Bike-Abstecher ins Puschlav machen konnten wegen meines Zustandes, tut mir heute noch leid. Wir werden dies nachholen.
Zweiter Teil: Sommer 2019

Tag 4 Maloja-Thusis
Tag 5 Thusis-Safiental

Die nächsten zwei Etappen starteten wir besser (aus)gerüstet. Ich hatte einen neuen Sattel gekauft, wir hatten das Gepäck optimiert und ich war mir mittlerweile auch meiner stabilen konditionellen Verfassung sicher. Wir begannen im Sommer 2019 am Malojapass, fuhren bei zweifelhaftem Wetter die grandiose Passstrasse hinab, begannen dann den Anstieg zum Septimerpass. Wir schoben die Bikes auf den Pass, was in der unglaublich schönen, herben Bergwelt nicht störte. Im Gegenteil: Mir geht es oft zu schnell auf zwei Rädern, wir haben entdeckt, dass es oft auch einmal guttut, zu gehen und die Umgebung in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Wir waren mutterseelenallein. Die Strecke vom Pass hinunter nach Savognin hinterliess uns einmal mehr staunend ob der Art und Weise, wie die Schweiz mit Strassen und Tunnels erschlossen ist.

Von Savognin nahmen wir den Zug nach Thusis, um am nächsten Tag den Heinzerberg und den Bischolpass in Angriff zu nehmen. Hinunter nach Safiental ging es auf schmalen, teils recht aufgeweichten Waldwegen. Leider stürzte ich kurz vor dem Ende dieser Etappe ins Unterholz und brach mir eine Rippe an, wie sich später herausstellte. Wir mussten heimreisen, anstatt die nächste Etappe noch zu fahren.
Dritter Teil: Herbst 2019

Tag 6 Safiental-Surcasti
Tag 7 Surcasti-Disentis
Tag 8 Disentis-Göschenen

Im Oktober 2019 begannen wir bei herrlichstem Herbstwetter wieder in Safien Platz, der Rippenknacks war verheilt und Geschichte. Am Turrahus legten wir eine erste Rast ein und genossen das wunderschöne Tal. Der Aufstieg zum Tomülpass erfolgte teils schiebend. Wir verstanden uns immer mehr als Bikepacker, so dass uns ein gelegentlicher Fuss- und Schiebemarsch eher willkommen war als störte. Die Abfahrt nach Vals im nachmittäglichen Herbstlicht, vorbei an einem Bach in einer kleinen Schlucht, konnte fast nicht mehr getoppt werden. Etwas weiter lag unser Übernachtungsort Surcasti – auch dies ein Volltreffer, wir nächtigten in einer herrlichen «Kammer» mit Ofen, wohl geborgen hinter dicken Mauern. Es faszinierte uns, dass wir nun doch schon einige Etappen gefahren waren und wir uns noch immer in rätoromanischem Sprachgebiet befanden. Als Deutsche komme ich, obwohl schon seit 25 Jahren in der Schweiz lebend, auf dieser Tour nicht aus dem Staunen heraus ob des bewundernswerten Gebildes namens «Schweiz», dies in jeder erdenklichen Hinsicht.

Die Region Val Lumnezia empfing uns am nächsten Morgen mit bloss 10 Grad, wir merkten, dass es Herbst war. Der Anstieg nach Lumbrein und weiter auf die Alp Nova liess uns die tiefen Temperaturen schnell vergessen, die Sonne wärmte und wir strampelten bergauf und rollten auf schönen Wegen wieder hinab. Ein weiterer Anstieg nach Disentis musste bei Gegenwind noch geschafft werden, dann gab es das verdiente Znacht und ein weiteres weiches Bett. Die Strecke von Disentis nach Andermatt kannten wir vor allem im Winterkleid, sie in den Herbstfarben erfahren und erleben zu dürfen, war wunderbar. Den Oberalppass über Milet und den Pass Tiarms zu erreichen, war sehr reizvoll. Wir fuhren noch bis Göschenen, hinaus aus dem rätoromanischen Sprachgebiet, und traten von dort die Heimfahrt mit dem Zug an, wiederum reich beschenkt mit drei tollen Etappen.
Vierter Teil: Sommer 2020

Tag 9 Wassen-Meiringen
Tag 10 Meiringen-Interlaken
Tag 11 Interlaken-Adelboden
Tag 12 Adelboden-Lenk
Tag 13 Lenk-Lauenen
Tag 14 Lauenen-Les Diablerets
Tag 15 Les Diablerets-Montreux

Sehr mutig und auch der wiederholten Anreisen etwas leid geworden, nahmen wir uns nun den Rest der Route gesamthaft vor, mit einem fest eingeplanten Ruhe- und Wellnesstag in Adelboden, ein Geschenk unserer Söhne. Die Lust, eigene Varianten auszutüfteln, hatte im Laufe der Tour zugenommen und mein Mann dachte sich drei ganz neue «Alpine-Bike-Nr.1»-Strecken ab der Lenk aus, so dass wir unser eigenes «Tourenende» kreierten. Der Sustenpass bei hochsommerlicher Hitze war hart, zweifelsohne, und dazu noch eine «Strassenetappe». Wir hielten uns nämlich an die Passstrasse, da uns die offizielle Route auf dem Saumweg unter den Umständen deutlich schwieriger vorkam. Oben angekommen, eröffnete sich bereits das grosse Alpenkino der hohen Berge und der leider erschreckend geschrumpften Gletscher. Trotz der hochsommerlichen Temperaturen war die Luft in dieser Höhe frisch und man wusste, dass sich die Mühe gelohnt hat und immer lohnen wird. Am nächsten Tag erklommen wir die Grosse Scheidegg von Meiringen aus. Diesen Pass aus eigener Kraft geschafft zu haben, machte mich ziemlich stolz, und oben sank ich so ermattet auf meinen Rucksack, dass ich eine Kuh nicht bemerkte, die mir ziemlich nahekam und an mir schnupperte, bis ich erschrocken auffuhr. Kühe ganz nah, Postautos auf dem Pass, glückliche Bikerinnen und Rennvelöler überall, Wetterhorn und Eiger bestaunend – was für ein herrliches Erlebnis. Damit nicht genug, fuhren wir noch die Panoramastrecke in Richtung First, um das ganze grossartige Rund noch einmal, vor der steilen Abfahrt nach Grindelwald, zu bewundern. Dann zog es uns zu unserem Hotel in einem Vorort von Interlaken, gleich an dem arg in sein Bett gezwängten Fluss Lütschinen. Der nächste Tag hielt eine weitere «Strassenetappe» nach Adelboden bereit, wohin wir ohne die «Umwege» der eigentlichen Route fuhren und leider von einem Gewitter überrascht wurden. Den folgenden Ruhetag genossen wir ausgiebig bei etwas Minigolf, in der Sauna und im Sprudelbad. Leider verhiess das Wetter nichts Gutes für die Fortsetzung unserer Tour. Wir waren jedoch so weit wiederhergestellt, dass wir das kleine Zeitfenster ohne Regen am nächsten Tag wahrnahmen und schnell über das Hahnenmoos an die Lenk sausten. Der danach folgende Tag war wiederum ein Regentag und bescherte uns damit weitere Erholung.

Umso motivierter starteten wir in Lenk auf unsere letzten drei Etappen, es wurde uns schon fast feierlich zumute, das Ende schien plötzlich absehbar. Endlich befanden wir uns wieder in der Bergwelt, sprich, fuhren raus aus den Dörfern, und überwanden wie im Rausch einen Pass nach dem anderen, pendelten von einem lieblichen Berner Oberländer Tal ins nächste und genossen die herrliche Aussicht. Der Weg von der Lenk nach Lauenen bot ausserdem eine sehenswerte geologische Besonderheit, eindrückliche Karstlöcher beim Trütlisbergpass. Von Lauenen führte uns die Strecke über Lauenensee und Chrine nach Gsteig, von dort über den Col du Pillon nach Les Diablerets und damit über eine weitere Sprachgrenze. Ab Les Diablerets war es nicht mehr zu leugnen: Da hinten, hinter der nächsten Bergkette, war keine weitere mehr auszumachen, also musste dort der Genfersee liegen. Wir machten es uns jedoch nicht zu einfach: Von Les Diablerets fuhren wir über den Col des Mosses zum Stausee Lac de l’Hongrin und von dort weiter talwärts, um dann noch den Col de Jaman zu erklimmen, unterhalb der Rochers de Naye gelegen. Wir waren echt ergriffen, von dort oben schliesslich den Genfersee zu erblicken. Vom Pass fuhren wir noch ein Stück in Richtung Col de Soladier, bevor wir nach Montreux hinabsausten, wo sogar mein Bruder mit Familie auf uns wartete. Überglücklich beendeten wir unsere sagenhafte Tour mit einem Bad im Genfersee.

Dieser Reisebericht liegt an:

Alpine Bike route-01
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Scuol–Leysin
Zur Route